Ich weiß noch, wie wir dieses Wort füllten
– mit Zärtlichkeit und Liebe.
Wir nahmen diesem Wort alles Negative
und füllten es neu mit unseren Gefühlen
für uns.
Ich erinnere mich, wie Du mir zärtlich
„ficken“ ins Ohr geflüstert hast,
um mich in zärtliche Verzückung zu versetzen.
Ich erinnere mich,
wie wir uns gegenseitig daran erinnerten,
wie wir waren.
Wir waren so zärtlich, so intensiv.
Ficken.
Nun aber drängt sich dieses Wort
in seiner alten Bedeutung wieder in mir auf.
Es wird erneut belanglos –
von reiner Körperlichkeit geprägt.
Es verliert seine Zärtlichkeit,
es verliert seine Liebe.
Es verliert unsere Liebe.
Ich will das nicht.
Ich will doch nur Dich.
7 Gedanken zu „Ficken“
Danke für dieses kleine und präzise Gedicht, was mich sehr berührt. Leider leben wir zunehmend in einer desexualisierten Welt. Sexualität ist ähnlich wie Geld eine sozialie Hierarchie herausbildend. Die Verteilung der „Güter“ wird zunehmend einseitig. Vermutlich würde Michel Houellebecq („Erweiterung der Kampfzone“) nichts besseres schreiben können, als Du es gemacht hast. Respekt.
Danke nochmas, LG!
Ja, Sexualität wird immer mehr pervertiert. Das ist traurig.
Ich muss mal nachsehen, wer Michel Houellebecq ist. Da bin ich etwas unbedarft.
Danke!
Es gibt einige Menschen (ich zähle mich dazu), die in der Sexualität etwas Gesundes, Kraftgebendes, Spirituelles sehen. Leider werden es weniger. Aber ich denke, mit Aufklärung kann man da entgegenwirken.
Man darf Ficken als Ficken bezeichnen, denn es ist Ficken. Und es ist, wenn es noch dazu wie beschrieben in Liebe geschieht, etwas äußerst Kostbares. Und im anderen Fall vertreibt es wenigstens die Zeit.
Manchmal wünsche ich mir Wilhelm Reich in unser Zeitalter hinein. Er hatte bezüglich der Sexualität so einen besonders klaren Blick.
Manchmal denke ich aber, dass alles so wird, wie es sich abzeichnet, weil der Monotheismus überholt ist. Die Religionsgesetze hatten früher dafür gesorgt, dass 1 Frau auf 1 Mann und 1 Mann auf 1 Frau kam . Komfortabel, aber vlt. auch nicht das Richtige. Viele Männer halten die Beta-Male-Isierung (das Abstempeln der Männer zur Versorger-Drohne) nicht lange aus und verrecken dann oder leben in der Mehrzahl zombiehaft (also innerlich tot) ein Leben lang weiter.
Im blanken Liberalismus der Gegenwart, wo Geld und Sexualtität beliebig nach Darwinschen Gesetzen verteilt werden, leben wir quasi wie Tiere. Der starke Mann poppt sie alle. Er muss sie nicht anmachen. Er braucht keine Game/Pick-Up-Artist Fähigkeiten. Sie kommen mit feuchten Lippen oben wie unten auf ihn zu gerannt.
Die anderen Männer ziehen desexualisiert/deprimiert umher. Ihre Not wäre kleiner, würden sie nicht von allen Medien auf Schritt und Tritt angesext, angefixt werden.
Mir kommen da immer wieder die Bildungspläne in den Sinn. Bei den Bildungsplänen geht es um nichts anderes als ums Ansexen usw.