Leute, das Leben ist mehr als ein „dafür“ oder „dagegen“

Ein kurzes Gemotze von meiner Seite, da ich gerade darüber gestolperet bin:

In Berlin-Kreuzberg wurde eine Apotheke Ziel eines „Farbbombenattentats„, weil der Apotheker die Pille danach aus Gewissensgründen nicht verkaufen will. Das ist sein gutes Recht – gut, als Apotheker muss er wohl offiziell zugelassene Medikamente verkaufen, lassen wir das aber einmal weg.
Er möchte die Pille aus Gewissensgründen nicht verkaufen. Damit tut er keinem weh. Es gibt mehr Apotheken als Metzgereien. Es würden keine Farbbeutel geschmissen, wenn der Apotheker als Metzger kein Lamm aus Gewissensgründe verkaufen würde.

Feministinnen meinen aber nun, Farbbomben (FrauenKAMPFtag) schmeißen zu müssen. (Ich nehme an, dass hier auch männliche Feministenschergen beteiligt waren.) Es gibt überhaupt keine Gründe Attentate auf Geschäfte zu verüben. So sind sie aber die Feministinnen. Titten raus und auf den Altar gesprungen oder aber ganz mutig auf Apotheken geworfen…

Worum es mir aber geht:
Eben habe ich in einem Artikel über diese Sache das Statement gelesen: „Vorab, ich bin für die Pille danach.“

Vielleicht ist es der Apotheker ja auch? Vielleicht sperrt er sich nur über die freie Verfügbarkeit der Pille danach? Wer weiß das? Hat sich irgendjemand mit dem Apotheker unterhalten? (Auch wenn er generell gegen die Pille danach ist, rechtfertigt das überhaupt nichts. Meinungsfreiheit und so… ;))

Gibt es denn nur noch ein „dafür“ und ein „dagegen„? Gibt es keine ausdifferenzierteren Meinungen mehr?

Genauso bei den Bildungsplänen: Den Gegnern der Bildungspläne wird nicht zugehört. Man unterstellt ihnen direkt, sie seien HOMOPHOB. Ich bin nicht homophob und bin gegen die Bildungspläne. Solche Dinge existieren im Internet aber nicht. Im Internet gibt es offenbar nur schwarz und weiß. Ich bin mal gespannt, wann ich Homohasser bin. Bei den Bildungsplänen geht es um ganz andere Dinge. Es wird aber in die falsche Richtung „vereinfacht“.

Das ist alles ganz schön anstrengend, wenn man damit aufgewachsen ist, dass eine Meinung aus mehr als „dafür“ und „dagegen“ bestehen kann.

casual-skeletonNoch nebenbei:

Zur Freigabe der Pille danach habe ich übrigens noch gar keine richtige Meinung. Die Pille danach ist vollkommen in Ordnung. Ich weiß nur nicht, ob eine absolute Freigabe nicht bewirkt, dass auf Verhütung noch mehr verzichtet wird als bisher. Ich weiß es einfach nicht. Ich finde, das muss die Zeit zeigen. Sollte es so sein, kann man Mittel und Wege finden, dagegen anzusteuern.

…und meine angebliche Homophobie: Ich stehe mit homosexuellen Menschen in regelmäßigem Kontakt. So what?!?

Es geht mir ja nur darum, dass Meinungen mehr als nur zwei Worte beinhalten.

Ich liebe Euch alle.

…manchmal…

…manchmal nicht…

 

Das liegt wohl an meinen Meinungen, die fließend sind. 😀

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13 Gedanken zu „Leute, das Leben ist mehr als ein „dafür“ oder „dagegen“

  1. „Eben habe ich in einem Artikel über diese Sache das Statement gelesen: “Vorab, ich bin für die Pille danach.”“

    Hihi, das stammt von mir.
    Ich wollte damit eigentlich nur klar machen, dass ich die Aktion gegen die Apotheke nicht aus der eher konservativen Ecke heraus kritisiere.

    Ansonsten gebe ich Dir recht. Dafür oder dagegen, das ist zu wenig. Es gibt für mich jedenfalls eine Menge Themen, wo ich keine klare Haltung einnehmen kann, mangels an Kenntnissen oder auch einfach mangels an ausgearbeiteter Standpunktbildung. Das ist für mich auch absolut in Ordnung. Ich kann gut damit leben, dass ich nicht immer sofort weiß, ob ich dafür oder dagegen bin. Es wäre anmaßend, auch machen mir Leute oft Angst, die so entschieden für oder gegen etwas plädieren.

    Im Falle der Pille danach bin ich halt mal entschieden dafür, bin aber gegen solche Attacken auf Apotheken. Was die ganze Männerei angeht, bin ich dagegen oft sowohl als auch und sehe nicht immer, warum ich mit dieser Fraktion im Gleichschritt marschieren soll, zumindest nicht immer. Im Falle des Feminismus bin ich oft entschieden dagegen, aber auch damit fühle ich mich nicht immer wohl, weil es oft zu emotional ist und oft auch zu holzschnittartig.

    1. Ja, sorry. Es ging mir ja nicht speziell um Dich. Wahrscheinlich hast Du auch einfach nur ein Wort vergessen.

      Es sollte keine Kritik an Deinem Artikel sein. Mir hängt es halt noch so nach, dass selbst ich als homophob usw. beschimpft worden bin, ohne dass in irgendeiner Art und Weise differenziert wird. 😉

      Beim Thema Feminismus ist es bei mir so, dass ich eine Zeit lang einen Sinn und Zweck hinter dem Feminismus gesehen habe. Mittlerweile sehe ich allerdings keinen mehr. Die Gleichberechtigung ist erreicht. Die Gleichverpflichtung aber nicht. Die Chancengleichheit wird auch immer mehr bewusst ruiniert.

      Feministinnen sollten sich überlegen, ob nicht Humanismus so langsam auf deren Schirm kommen sollte. Maskulismus hingegen ist heute nötiger denn je. Ich sterbe z. B. nicht gerne über 5 Jahre vor den Frauen. Gerade als alleinerziehender Vater habe ich Diskriminierungen – gerade durch Frauen – erlebt, die mehr als nur einen #Aufschrei erzeugen würden, wären sie einer Frau passiert.

      Woran liegt es aber, dass Männer sich so ins Zeug legen, wenn es darum geht, Frauen eine unerwünschte Schwangerschaft zu ersparen? Das frage ich mich tatsächlich. Ob Männer es mal kapieren, dass es genug Dinge für sie selbst zu tun gibt?

      1. Beim Thema Feminismus ist es bei mir so, dass ich eine Zeit lang einen Sinn und Zweck hinter dem Feminismus gesehen habe. Mittlerweile sehe ich allerdings keinen mehr.

        Das ist ein falscher Eindruck dem ich auch unterlegen war. Die Forderungen der Frauenbewegungen waren sinnvoll und unterstützenswert. Die Forderung nach der apothekenpflichtigen Pille-Danach ist meiner Meinung nach ebenso eine.

        Das Problem ist daher, dass sinnvolle Forderungen unter der Ideologie Feminismus subsumiert werden.

        Woran liegt es aber, dass Männer sich so ins Zeug legen, wenn es darum geht, Frauen eine unerwünschte Schwangerschaft zu ersparen?

        In diesem konkreten Fall sind die Vorteile ja auch für Männer gegeben. Ob es überhaupt zu einer Schwangerschaft kommt ist in den ersten paar Stunden nicht absehbar. Daher ist das keine Entscheidung für oder gegen ein Kind wie bei einer Abtreibung.

        Mir ist vor vielen Jahren auch schon ein Gummi gerissen. Weder ich noch mein damalige Freundin hätten zu dem Zeitpunkt ein Kind gewollt.

        1. Es ist also nur ein Egoismus des Mannes, dass er um eine Vaterschaft herum kommt. Mag sein. Kann ich nicht beurteilen.

          Ich finde eine Apothekenpflicht ja zunächst auch ausreichend. Das sind aber oberflächliche Überlegungen.

          1. Das sind aber oberflächliche Überlegungen.

            Das ist zwar richtig geht aber auch an der Sache vorbei. Die Gegenargumente greifen, für mich, in diesem Fall einfach nicht. Ich halte Apotheker für qualifiziert über die Gefahren und Nebenwirkungen aufzuklären. Dafür dass diese Aufgabe von einem Arzt erfüllt werden muss gibt es von Seiten der Fachleute keine Argumente.

            Selbst bei der regulären Pille wird häufig nach anfänglichen Untersuchungen auf weitere verzichtet. Nach einem Anruf bei der Praxis wird das Rezept ausgestellt und liegt dann zum Abholen bereit.

            Es ist also nur ein Egoismus des Mannes, dass er um eine Vaterschaft herum kommt.

            Auch. Als Mann habe ich keine Möglichkeit einem solchen Unfall wirksam zu begegnen. Ich bin auf die Kooperation der Frau angewiesen. Warum sollte ich also für Erschwernisse sein?

            1. Mir geht es hier ja eigentlich überhaupt gar nicht um die „Pille danach“. Da wird an anderen Stellen ausgiebig diskutiert. Mir geht es darum, dass es in der Wahrnehmung vieler Menschen anscheinend nur noch ein „dafür“ oder „dagegen“ gibt.

              Sollte die „Pille danach“ so harmlos sein, wie behauptet, ist sie eine gute Sache. Eine andere gute Sache aber ist die Meinungsfreiheit. Diese ist in Gefahr, wenn man seine Meinung nicht ausformulieren kann bzw. die Ausformulierung ignoriert und mit Farbbomben bedacht wird.

              Die „Pille danach“ scheint halt ein einfacher Fortschritt zu sein, der es der Menschheit leichter machen sollte, dass gewisse Probleme erst gar nicht auftreten.

              Auch. Als Mann habe ich keine Möglichkeit einem solchen Unfall wirksam zu begegnen. Ich bin auf die Kooperation der Frau angewiesen. Warum sollte ich also für Erschwernisse sein?

              Ich bin eher gegen die Pille als gegen die „Pille danach“. Ich bin dem Problem ganz einfach begegnet: Als klar war, dass ich mich nicht mehr vermehren will, habe ich mich sterilieren lassen, damit die Frau, die ich liebe, die Pille nicht mehr nehmen „muss„. Die Pille ist zu kritisieren.

              Die „Pille danach“ scheint nach den Informationen, die ich habe, schon eine sinnvolle Sache zu sein.

              Wie gesagt: Meinungsfreiheit und der Wille, Meinungen zu hören, ist auch eine sinnvolle Sache. 😉

              1. Wie gesagt: Meinungsfreiheit und der Wille, Meinungen zu hören, ist auch eine sinnvolle Sache. 😉

                Unbedingt. Ich habe mich zu dem Thema, für meine Bedürfnisse ausreichend, an verschiedenen Stellen informiert. Die zwei einzigen stichhaltigen Argumente sind zum einen, dass es ein Medikament ist und zum anderen moralische/religiöse Einwände.

                Wenn ein Apotheker aus religiösen Gründen den Verkauf ablehnt ist das für mich völlig in Ordnung. In diesem konkreten Fall wird dadurch auch nicht die Versorgung verhindert, da die nächste Apotheke nur wenige Schritte weiter zu finden ist. Im Gegenzug zu sagen, in diese Apotheke gehe ich nicht ist für ich aber ebenso in Ordnung.

                Ich bin dem Problem ganz einfach begegnet: Als klar war, dass ich mich nicht mehr vermehren will, habe ich mich sterilieren lassen, damit die Frau, die ich liebe, die Pille nicht mehr nehmen “muss“.

                Gute Entscheidung. Aber keine Alternative für junge und/oder kinderlose Männer. Eine Vasektomie kann heute oft wieder rückgängig gemacht werden. Aber es gibt keine Garantie. Bei Lagerkosten für gefrorenes Sperma von circa 400€ im Jahr ist die Lösung zwar günstiger als ungewollter Unterhalt. Aber noch lange kein Schnäppchen. Davon abgesehen wird es schwer fallen einen Arzt zu finden der einen unter 25 jährigen Mann ohne Kind dieser Operation unterziehen wird.

                1. Mir geht es immer noch nicht wirklich um die „Pille danach“. 😉

                  Der Apotheker hat insofern ein Problem, als dass er die „Pille danach“ eigentlich verkaufen muss – soweit ich weiß.

                  Das mit der Sterilisierung: Es war meine Lösung. Dass diese für viele nicht in frage kommt, ist mir klar. Hat sich nur leider nicht für mich gelohnt: Die Beziehung war ganz schnell vorbei und mittlerweile habe ich keine Lust mehr auf den ganzen Stress drumrum. 😀

                  Ich finde es nur ätzend, wie sehr Meinungen oft reduziert werden oder manches Mal einfach auch sind. Das erschreckt mich.

                  1. Der Apotheker hat insofern ein Problem, als dass er die “Pille danach” eigentlich verkaufen muss – soweit ich weiß.

                    Grundsätzlich ist er dazu verpflichtet. Ich finde die ehrliche Stellungnahme trotzdem besser als einfach zu sage: »Haben wir gerade nicht.«

                    Auch wenn er seiner Versorgungspflicht nicht nachkommt besteht im konkreten Fall aber kein Versorgungsengpass. Bei der einzigen Apotheke im Ort sieht die Sache anders aus. Problematisch ist in diesem Zusammenhang auch der Notdienst.

    2. Das Hauptargument gegen die frei verfügbare Pille-Danach ist ja, dass es sich um ein Medikament handelt. Theoretisch ist natürlich, wie von Wolle angemerkt, ein Missbrauch möglich. Wäre man allerdings konsequent, müsste man auch auf jede Packung Schmerz- oder Schlafmittel schreiben: »Das sind keine Smarties!«

      1. Es geht mir übrigens gar nicht um die Pille danach.

        Dass wir ein Medikamentenproblem haben, ist ja bekannt. Gerade in Bezug auf Schmerzmittel ist es aber durch gewisse Stellen durchaus gewollt. Profite… Arzneilobby…

      2. Ja, es ist ein Medikament, es ist aber wichtig, dass man die Pille möglichst schnell einnimmt um eine Schwangerschaft zu verhindern. Ich habe Erfahrung mit Vikela und auf der Webseite http://www.vikela.info/ steht, dass die Pille max. 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr aktiv ist. Ich habe sie zweimal um die 60-65 Stunde genommen und habe keine Probleme gehabt. Man kann nie einen Termin für den nächsten Tag mit dem Arzt vereinbaren.

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