„Wunderbare Orte für Männer“
„Ich liebe diese alten Frisörsalons“, sagt Hammer. „Es sind wunderbare Orte für Männer. Du kannst einfach abhängen, über Sport und Bullshit reden, Bier trinken und den Playboy lesen.“ Als er merkte, dass viele dieser mit reichlich Patina überzogenen Läden aus dem Stadtbild verschwanden, machte er sich auf die Suche nach diesem „großen Stück amerikanischer Lebensart“. Er habe sich geradewegs verantwortlich gefühlt, es zu dokumentieren, bevor es verschwindet.
Auch die Herrenfriseure selbst fühlen sich wie eine „aussterbende Art“ – so hatte es Honest John ausgedrückt. „Es sind Männer, die ihr Handwerk noch ohne elektrischen Haar- und Bartschneider gelernt haben“, sagt Hammer. „Sie hassen die boutiqueartigen Salons, die nun überall aus dem Boden schießen“, in denen Männer nicht nur einen neuen Schnitt bekommen, sondern auch noch eine Nackenmassage, eine Gesichtsbehandlung und einen Longdrink.
Quelle: Barbershop: Rob Hammer fotografiert Friseursalons in den USA – SPIEGEL ONLINE
Wenn man ein wenig durch Berlin wandert, trifft man hin und wieder in den einzelnen Kiezen auf diese Barbershops. Zumeist sind sie in türkischer Hand. Ich kenne aus meiner Kindheit noch den Herrenfriseur im Dorf. Der zwar lange nicht so professionell wie die türkischen Läden war, aber auch dort war ein Ort der „männlichen Gespräche„.
Damals als Kind war ich immer fasziniert von diesem Ort, an dem Männer anscheinend endlich völlig sie selbst sein konnten. Die Ausdrucksweise wurde konkreter – streckenweise auch etwas derber – und vor allem ehrlich. Damals habe ich zwar die meisten Dinge nicht verstanden, über die sich die erwachsenen Männer dort unterhalten haben, dennoch war ich fasziniert von dieser Welt. Es war eine Welt ohne Anbiederung an politische Korrektheit. Eine Welt, in der Mann sich nicht schämen musste, sich über Fußball, Autos und Bier zu streiten. Es war eine völlig eigene Welt; hier konnte man die Realität draußen lassen – selbst mir als Kind ging es so.