Ich bin gerade etwas geschockt: Auf Twitter ist mir der Link auf diesen Artikel auf der Webseite vom ZDF begegnet:
Neue Schau zur Beschneidung
Mehr Klarheit über ein kleines Stückchen Haut
Dort wird u. a. mit diesem „netten“ Bild für die Beschneidung, über die die Sonderausstellung „Haut ab“ geht, geworben:
Es geht um angebliche männliche Kastrationsängste beim Thema Beschneidung. Kastrationsängste sind völlig irrelevant bei dem Thema. Die meisten Beschneidungen werden – soweit ich weiß – an Säuglingen und Kindern vorgenommen, die zumeist keine Kastrationsängste entwickeln können. Daher ist auch völliger Blödsinn, diesen Begriff in die Diskussion um Verstümmelung von Jungs und Männern einzuwerfen.
Mit einer beschnittenen Banane bewirbt das Jüdische Museum Berlin seine neue Schau „Haut ab! Haltungen zur rituellen Beschneidung“. Programmdirektorin Cilly Kugelmann erklärt bei heute.de, warum männliche Kastrationsängste hier ganz unbegründet sind – und Selbstironie nicht fehlen darf.
Warum sich hier auch eine Frau als Expertin für die Beschneidung aufspielt, bleibt im Dunkeln. Ich kann ja demnächst mal etwas als Experte für die weibliche Beschneidung zum Besten geben. Ich allerdings kann mir vorstellen, dass die Beschneidung auch bei Mädchen und Frauen eine Verstümmelung mit körperlichen Einbußen darstellt.
Wie viel Ahnung die gute Frau vom männlichen Penis hat, zeigt sie direkt in der ersten Anwort:
Cilly Kugelmann: Die Fantasie geht da wohl bei vielen Männern durch in Richtung Kastration, aber so ist es ja in Realität nicht. (lacht) Letztlich wird nur ein kleines Stück Vorhaut entfernt, das männliche Glied bleibt selbstverständlich erhalten.
Nein, es bleibt eben nicht erhalten – weder optisch, noch funktional. Wenn man etwas entfernt, ist es weg. Der Penis bleibt eben nicht erhalten. Zumindest nicht in seiner ursprünglichen Form. Vom Verlust der Empfindlichkeit und eventuellen psychischen Problemen beim Beschnittenen ganz zu schweigen. Ich kenne das Problem mit der geraubten Empfindsamkeit. Meine Sexualität ist jetzt mit knapp über 40 nahezu zerstört.
Das Glied aber bleibt „selbstverständlich erhalten“.
Die Ernsthaftigkeit der Ausstellung wird in den folgenden Sätzen deutlich:
Kugelmann: Nein, das sicherlich nicht. Die Ausstellung hat eine sehr ernste Seite, aber auch eine selbstironische. Wir wollten mit der Banane auf der Einladungskarte letztere zeigen. Auf der Innenseite der Karte verweist das grandiose Gemälde von Peter Paul Rubens mit der Beschneidung Jesu auf die ernste. Damit haben wir das breite Spektrum dieser Ausstellung abgebildet. Sie thematisiert die Wurzeln des Rituals im Bund Abrahams mit Gott und untersucht das Thema von der Beschneidung Jesu bis hin zu popkulturellen Spuren in US-Fernsehserien. In der so genannten Beschneidungsdebatte war das Thema vor wenigen Jahren sehr stark in die Diskussion gekommen – aber die religiösen und kulturhistorischen Aspekte kamen dabei doch sehr kurz – das wollen wir jetzt nachholen.
Es geht nicht darum, dass mit der Beschneidung zumeist Einbußen in der Sexualität einhergehen oder aber auch psychische Probleme des Beschnittenen folgen können, es geht lediglich um religiöse und kulturhistorische Aspekte, die „ganz lustig“ mit einer beschnittenen Banane symbolisiert werden.
Einmal ganz langsam zum Mitschreiben: Ein männlicher Penis ist keine Banane. Mag sein, dass so manche(r) Bananen für seine Sexualität gebraucht, ein Penis ist aber nach wie vor ein Teil des Körpers mit Empfindungen, die empfindlich durch die Beschneidung gestört werden. Wie wäre es denn mit einer Ausstellung über religiöse und kulturhistorische Aspekt der weiblichen Beschneidung mit einem werbenden Bild, das eine Pflaume zeigt? Hier sind wir ganz schnell wieder bei den oft bemühten double standards.
Die männliche Beschneidung soll auch gar nicht in Frage gestellt werden:
Kugelmann: Im letzten Ausstellungsraum wird das gesamte Spektrum der Debatte in Form von Filmaufnahmen präsentiert. Wir machen das wie gesagt aus verschiedenen Blickwinkeln, dem ironischen und dem ernsten. Die Ausstellung geht auch auf antisemitische und islamophobe Haltungen ein und konfrontiert die Besucher mit dem aufgeklärten Blick der Europäer auf beschneidende Gesellschaften. Wir wollen die deutsche Beschneidungsdebatte mit unserer Ausstellung aber nicht weiterführen.
Wie ernsthaft das Thema behandelt wird, wird am Bild der beschnittenen Banane deutlich. Dass die „deutsche Beschneidungsdebatte“ nicht fortgeführt werden soll, gibt die letzte Gewisseheit. Die Ausstellung ist keine ernsthafte, sondern ideologisierte, Ausstellung über das Thema.
Na klar. Die Beschneidung ist allein durch das 3. Reich sehr wichtig für das Judentum.
Kugelmann: Ich habe mir die Frage des Für und Wider vorher noch nie gestellt, denke aber, dass dieses Ritual für Juden vor allem nach dem Nationalsozialismus auch ein Akt der Selbstbehauptung ist: Das physische Zeichen der Zugehörigkeit zum Judentum, das während der Zeit des Nationalsozialismus eine tödliche Gefahr darstellte, wird nicht aufgegeben. Diesen Ausdruck der Selbstbehauptung verstehe ich sehr gut und sympathisiere mit ihm.
Das Judentum – eine Religion (!) – wird als Argumentation für millionenfache Verstümmelung und Körperverletzung bemüht. Die gute Frau muss dieses Argument jetzt noch irgendwie auf Moslems übertragen. Religiöse Beschneidungen bei Mädchen sind böse, bei Jungs und Männern aber okay. Die Bemühung des 3. Reiches ist völlig absurd und auch extrem pervers. Den Tod von Millionen Juden als Argumentation für die Beschneidung zu nutzen ist krank.
Liest man sich den Artikel genauer durch, wird deutlich, welch ekelhafte Beschneidungspropaganda hier durchgezogen wird. Es werden zum Thema „Beschneidung bis zur Mündigkeit verschieben?“ Texte von Zentralrat der Juden, der natürlich Pro Beschneidung ist, kommentarlos zitiert:
Auch ist der Verweis auf das Selbstbestimmungsrecht von Kindern an den Haaren herbei gezogen, argumentiert der Zentralrat der Juden in Deutschland. Das Selbstbestimmungsrecht der Kinder werde schließlich in vielerlei Hinsicht eingeschränkt. So würden Eltern eine Vielzahl von Entscheidungen treffen, die die Kinder prägen: „Man muss sich also vor der Vorstellung hüten, es gäbe eine 18-jährige Neutralität in der Erziehung eines Kindes und nach seinem 18. Geburtstag entscheide das erwachsen gewordene Kind über sein Leben völlig freiwillig und unabhängig von dem, was zuvor passiert oder nicht passiert ist“, so Michael Bongardt, Leiter des Instituts für Vergleichende Ethik.
Quelle: Zentralrat der Juden in Deutschland
Die körperliche Problematik des Themas wird an keiner Stelle behandelt. Körperverletzung lässt sich auch nicht ethisch-moralisch in diesem Bereich begründen. Es ist einfach widerlich, wie einseitig das ZDF an dieser Stelle berichtet. Das ZDF finanziert sich übrigens nach wie vor durch Gebühren. Ich finde schon, dass man dann auch eine Berichterstattung, die sich mit dem gesunden Menschenverstand vereinbaren lässt, erwarten können muss.
Edit:
Hier der Tweet vom ZDF auf Twitter –
Was Bananen mit Beschneidung zu tun haben … Und warum Kastrationsängste unbegründet sind: http://t.co/O42aOQIiVT pic.twitter.com/FaB8iK8B5R
— ZDF heute (@ZDFheute) October 24, 2014
17 Gedanken zu „Beschneidung in 2014:
Propaganda durch das ZDF“
Ich könnt‘ schon wieder kotzen, wenn ich solch einen menschenverachtenden Schwachsinn lese! Die „Fantasie“ geht da wohl eher mit der kaltschnäuzigen Frau Kugelmann durch. Aber ich bin überzeugt, sie hält sich für eine vom „einfühlsamen Geschlecht“.
2004 haben wir mal in Prag eine Führung in einem jüdischen Museum mitgemacht, und die alte Dame, die die Führung (auf deutsch) vornahm, wollte uns allen Ernstes einreden, dass bei einer Beschneidung lediglich das Vorhautbändchen durchtrennt würde! Die hat da sicher schon dreißig, vierzig Jahre lang Leute durchgeschleust und denen allen diesen Unfug erzählt!
Danke für den Artikel, Wolle!
Gunnar
Ich war selbst sehr schockiert, wie man so menschenverachtendes Zeug unter die Menschen bringen kann.
Es war mir eine Ehre. Danke für Deinen Kommentar!
Ich hätte nach dem Libyen-Krieg fast wieder angefangen, GIS (ö GEZ) zu zahlen, da hat mich der ORF mit einer sehr verstümmelungsfreundlichen „verständnisvollen“ Diskussionssendung nachhaltig davon abgehalten.
Da wurde vermittelt, dass eine nett gemachte Vorhautamputation eigentlich was ganz Liebes sei. Diese Verharmlosung und das Fehlen jedes Verständnisses, was da eigentlich passiert, hat für mich schon was Pathologisches.
Das perfide an der Sache ist ja, dass beschnittenen Männern eingeredet wird, dass alles normal und gut sei. Wenn aber irgendwann einmal die Sexualität so gut wie kaputt ist, fragt man sich dann doch, ob die Natur das so vorgesehen hat.
Das Bild mit der Banane ist eine ganz widerliche, fürchterliche Verharmlosung eines barbarischen Aktes.
Dass das ZDF sich für sowas hingibt. Es gab aber ja auch schon vor nicht allzu langer Zeit einen TV-Bericht auf dem Kindersender KiKa, der ähnlichen Dreck erzählt hat. Da gibt es hier auch einen Artikel… Moment….
http://pelzblog.de/2014/01/beschneidung-kika-schau-in-meine-welt-beschneidungsfest/
Fürchterlich, welche Propaganda hier das öffentlich-rechtliche TV fährt. Man stelle sich das Ganze mal über die weibliche Beschneidung vor. Da ist das Entsetzen ja schon groß, wenn ich es selbst in die Tastatur hacke…
Double standard? Jo, mal wieder.
Hast du den Link zum Tweet oder haben die den schon gelöscht, also mal was richtig gemacht?
Gefunden, packe ihn auch oben mit rein.
„Einmal ganz langsam zum Mitschreiben: Ein männlicher Penis ist keine Banane.“
Naja wenn man nur Bananenmus im Hirn hat, was willst du erwarten?
Aber keine Angst zum Rest der Wissenschaft haben die ein ähnlich schlechtes Verhältnis.
„Den Tod von Millionen Juden als Argumentation für die Beschneidung zu nutzen ist krank.“
Was willst du von Leuten (den Zionisten) erwarten?
Die missbrauchen die NS-Verbrechen ja auch um Massenmorde und Deportation zu rechtfertigen.
Ich darf solche Dinge nicht äußern. Sonst beginnt wieder ein Shitstorm. 😀
Vor allem gewisse Flügelchen sind da ganz scharf drauf. 😉
Selbst unter den Satiremagazinen haben nur wenige über die Beschneidungsdebatte berichtet, aber auf den Postillon ist verlass:
http://www.der-postillon.com/2012/07/ratgeber-alles-was-sie-uber-die.html
Bei dem Thema gibt es anscheinend mehrere Lobbys, die eine humanistische Herangehensweise verhindern.
Religion und Feminismus – beides nicht unbedeutende Gefahren.
Und um bei dem Traditions“argument“ mal anzusetzen:
Die heutige, extreme Art der Beschneidung ist noch recht jung und hat keine „Jahrtausende alt Tradition“.
Die einzige so alte und Traditionelle Beschneidung besteht aus einem Nadelstich in die Vorhaut und einem Tropfen Blut.
Hier mal gut vertständlich erklärt:
http://youtu.be/ON4XrfaktmA
Sie ist übrigens eine Jüdin, das nur zum Thema man könne aufgrund von Religion, Herkunft etc. nicht dagegen sein.
Klingt sehr interessant.
Schaue ich mir nachher mal an. Ist vielleicht sogar wert in einen eigenen Artikel… Schauen wir…
Muss gerade administrieren und so….
Das ist ja mal eine dolle Expertin!
„Kugelmann: Ich habe mir die Frage des Für und Wider vorher noch nie gestellt, …“
Sie scheint sich wirklich nicht drum zu kümmern ob das richtig oder falsch ist. Etwa eine Quotenfrau oder einfach nur dumm? Hat die keine Kinder, Söhne gar oder andere kleine männliche Angehörige …? … Also ich nehme ihr diesen Mist nicht ab. Ganz davon ab, daß ein Austellungsmacher sich schon mit dem Thema beschäftigt haben sollte, sonst wäre es ja nur eine wilde Sammlung von Aussutellungsstücken und sie als Chefin ihr Geld nicht wert. 🙂
Hier sagt sie aber um was es geht:
“ Für beide ist es wichtig, dass es eine Selbstkontrolle der Sexualität gibt, des Sexualtriebs. Und in der griechischen Auffassung symbolisiert der unbeschnittene Penis diese Selbstkontrolle und nach jüdischer Auffassung symbolisiert der beschnittene Penis diese Selbstkontrolle.“
Und natürlich um Macht für ihresgleichen:
„In den Stamm wird man reingeboren durch die Geburt einer jüdischen Mutter und danach kommt noch die Beschneidung als symbolisches und irreversibles Zeichen der Zugehörigkeit zum Glauben.“
http://www.deutschlandfunk.de/juedisches-museum-berlin-ausstellung-ueber-rituelle.886.de.html?dram:article_id=300197
Ich finde es sowieso befremdlich, wenn sich Frauen über die Beschneidung äußern. Natürlich können sie locker über die Beschneidung von Jungs und Männern erzählen.
Frauen sollten nur langsam verstehen, dass auch indirekt ihre Sexualität davon betroffen ist. Außerdem zeigt es auch wieder, dass es um die oft herbeigebetete Überlegenheit der weiblichen Empathie nicht weit bestellt ist. Ich frage mich mittlerweile sowieso, ob gewisse Frauen überhaupt in der Lage sind, das Leid des anderen Geschlechts zu sehen.
Wir haben eine extrem starke Frauenlobby. Die ganzen feministischen Entscheidungen in der Politik zeigen dies. Die Bevorzugung von Mädchen in der Schule spricht auch eine eigene Sprache. Wären Frauen um die Gesundheit und die Sexualität ihrer Jungs besorgt, gäbe es doch einen #AUFSCHREI, der sich gewaschen hat.
Was aber passiert? Frauen wie Frau Kugelmann äußern sich völlig kritiklos über die Beschneidung in den Medien. Frauen fantasien über die Benachteiligung der Frau, lassen ihre Jungs hingegen beschneiden. (Die Sache ist ja nicht nur ein religiöses Problem: Es finden auch Beschneidungen statt, weil das angeblich für Frauen gesünder sei und besser (!) aussieht. Im Zentrum befindet sich also immer das weibliche Befinden.)
Wann sehen die ganzen empathischen Frauen denn endlich, dass auch die Beschneidung von Jungs und Männern eine Verletzung der Menschenrechte und eine Verstümmelung darstellt?
Das mit der Selbstkontrolle und der Beschneidung:
Werde ich beschnitten, ist das keine SELBSTkontrolle mehr, sondern eine aufgezwungene Kontrolle. Da nur Jungs und Männer beschnitten werden, ist dies auch grundsätzlich sexistisch. Außerdem dachte ich, dass zum Sex immer zwei gehören.