Homophobie – die andere Seite

Ich habe lange überlegt, ob ich diese Zeilen schreiben soll. Sie könnten nämlich gefährlich für mein Seelenheil sein. Ich befürchte nämlich unsachliche Kritik. Unsachliche Kritik ist für mich schwerlich zu ertragen. Ich schreibe diese Zeilen aber dennoch, weil mir das ganze Gebrülle mit „Homophobie!“ so langsam zu viel wird.

Es ist schade, dass sich wegen der Bildungspläne zwei populistische Lager gebildet haben. Auf der einen Seite die ewig gestrigen Populisten, die alte Werte ohne den Willen zu Veränderung propagieren und auf der anderen Seite das Lager der Homosexuellen. Beide Seiten fühlen sich auf der Seite des Guten. Die einen, weil sie die alten Werte verteidigen, die ja schon immer gut waren, und die anderen, die für das Neue, das Offene, das Tolerante stehen.

Beide Seiten bemerken allerdings ihre eigene Blindheit nicht. Die Seite der konservativen Werte bemerkt nicht, dass sich die Welt wandelt und es Zeit für mehr Toleranz ist. Die Seite der angeblich toleranten, diskriminierten Weltoffenen bemerkt nicht, dass sie instrumentalisiert wird und sich dabei alles andere als weltoffen, diskriminiert und tolerant gibt.

Die eine Seite kennen wir ja zu gut. Der Seite der Populisten, die auf ihre alten Werten beharrt, begegnet uns schon seit Ewigkeiten. Neu aber ist die Seite der Homosexuellen und deren „Allies„, die jede kritische Stimme bezüglich der Bildungspläne niederbrüllen und mundtot machen wollen. Dabei erkennen sie gar nicht, dass die, die diese Bildungspläne entwickelt haben, ihre Stimme nur ausnutzen. Es geht gar nicht um Schwule. Es sind aber merkwürdigerweise die Schwulen, die am lautesten tönen.

Es geht nie und nimmer um Schwule. Schwule werden auf der ganzen Welt verfolgt. Schwule werden auf der ganzen Welt diskriminiert. Eine solche Diskriminierung, wie die der Schwulen, sehe ich bei Lesben z. B. nicht. Daher verstehe ich auch nicht, warum Schwule in diesem Fall so unsensibel zu Werke gehen. Mit lautem Gebrüll und dem Beleidigen von Kritikern, die sachlich argumentieren wollen, schafft man sich keine Toleranz. Man bewirkt eher den gegenteiligen Effekt.

Ratet mal, wer dann ins Spiel kommt… Ja, es sind die Feministinnen, die lediglich die Durchsetzung ihrer eigenen Ideologie im Sinn haben. Sobald sich eine gewisse Aggression gegenüber den Schwulen, die ja so laut getönt haben, durchgesetzt hat, haben sie wieder etwas, was sie für die Durchsetzung ihrer eigenen Ideologie vorschieben können. Falls man mir nicht folgen kann: In einem Kommentar zu einem meiner letzten Artikel, ist einem aufmerksamen Leser (Matze) aufgefallen, dass innerhalb der Bildungspläne vom „doppelt diskriminierten Mädchen“ gesprochen wird.

Ups. Was ist denn das? Ist das vielleicht die Vermittlung eines unbelegten feministischen Weltbildes über die Bildungspläne? Ups. Wo ist denn der diskriminierte Schwule, der weltweit mit körperlicher Gewalt rechnen muss? Geht es den Köpfen hinter den Bildungsplänen etwa um die Vermittlung feministischer Ideologien?

  • Wäre es nicht vielleicht an der Zeit eher eine allgemeine ruhige Diskussion über die Thematik zu führen?
  • Sollte es in einer Demokratie nicht auch gestattet sein, seine Meinung offen zu sagen, ohne beschimpft („Homophob!“) zu werden?
  • Sollten nicht die primär Betroffenen (Eltern und ihre Kinder) zu Wort kommen, wenn es um schulische Bildung geht?
  • Sollte die charakterliche Bildung der Kinder nicht Teil des Familienlebens sein?

Denkt einmal darüber nach – aber bitte ohne irgendeinem Populismus zu verfallen. Den gibt es nämlich auf beiden Seiten. Nur die, die ernsthaft und sachlich diskutieren wollen, die werden mundtot gemacht. Wie soll denn dann eine fruchtbare Diskussion entstehen? Ein demokratisches Bewusstsein gibt es aber noch, oder?

Noch kurz zu meiner eigenen Homophobie:

Ich wurde ja auch die letzte Zeit als homophob beschimpft. Dazu möchte ich folgende Geschichte erzählen:

Es war einmal ein alleinerziehender Vater und Blogbetreiber, der sich auch im Interesse seines Sohnes, sehr für die Rechte der Männer eingesetzt und interessiert hat. Dieser Männerrechtler wollte sich nun mit Schwulen auseinandersetzen, weil die Rechte der Schwulen eben auch die Rechte von Männern sind. Aus diesem Grund schrieb er eine – ihm vermeintlich – naheliegende Organisation mit Queer im Namen an. Bei dieser Anfrage druckste er ein wenig herum, weil Männerrechtler gerne mal als Nazis angesehen werden. Um diesen Eindruck zu vermeiden, druckste er halt in seiner ersten Anfrage  herum.

Dieses Herumdrucksen erweckte wohl in seinem Gesprächspartner der Organisation Queer den Eindruck, er würde sich nicht zu einem Coming Out entschließen können. Diesen Eindruck korrigierte aber die zweite Mail des Blogbetreibers an diese Organisation und er beschrieb sein Anliegen, dass er sich gerne als heterosexueller, alleinerziehender Vater mit den Schwulen der Organisation über die Rechte der Männer austauschen wolle.

Zack. Funkstille.

So sieht es dann aus, wenn man sich mit einer Organisation austauschen möchte, in der auch Schwule sind. Ich war ab dem Zeitpunkt uninteressant, seit dem ich nicht mehr als „Bruder“ in Frage kam. Die Frage ist nun:

Hat der Blogbetreiber in diesem Fall nun HETEROPHOBIE erlebt? Aber nein: Das funktioniert so wohl nur in die eine Richtung.

Edit:
Hier hätte ich wohl einfach nur geduldiger sein müssen. Man verzeihe mir! Man verzeihe mir vor allem meine vorschnelles Urteil.

Dieser Blogbetreiber bin natürlich ich. Ich werde mir aber nun zweimal überlegen, ob ich überhaupt nochmal den Kontakt zwecks Austausch mit einer Organisation suche, in der auch Schwule sind. Es war für mich ja offensichtlich Zeitverschwendung. Schlimm nur, dass man sich zwischenzeitlich die ganze Zeit die Vorwürfe der Homophobie antun muss.

Dabei ist es doch so einfach:
Homosexualität ist etwas Natürliches. Natürliche Dinge soll und muss man tolerieren. Mir ist es auch total egal, wer wen küsst, wer mit wem Sex hat usw. Mir ist es allerdings nicht egal, wenn über Bildungspläne unseren Kindern Ideologien vermittelt werden sollen. Das will ich ansprechen dürfen. Da fordere ich Toleranz.

Ich finde es momentan ja viel wichtiger, auf internationaler Ebene zu sehen, wie sehr Schwule unterdrückt und verfolgt werden. Aber das ist nur meine Meinung.

Ich finde es auch viel wichtiger, dass die Leute erkennen, dass sie in eine Auseinandersetzung gejagt werden, die nur einer Gruppe nützt:

Sie nutzt den Feministinnen.

Edit:

Wo es mit den Bildungsplänen hinführen kann, hat Genderama gerade gezeigt:

Politiker reagieren geschockt auf Sexbericht

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2 Gedanken zu „Homophobie – die andere Seite

  1. „Auf der einen Seite die ewig gestrigen Populisten, die alte Werte ohne den Willen zu Veränderung propagieren …“

    Ich vermute mal, dass die überwiegende Zahl keineswegs ewig Gestrige, sexualfeindliche Gesellen sind. Das wird gerne so hingestellt um diese zu diskreditieren.

    Ich bin mir sicher, dass die meisten von uns Eltern sich wünschen, dass unsere Söhne und Töchter sich das Feld der eigenen Sexualität unabhängig von irgendwelchen Erwachsenen und vor allem nach ihrem eigenen Zeitplan erobern können. Ich habe da übrigens ganz großes Vertrauen, dass die allermeisten Kinder und Jugendliche das ganz hervorragend bewerkstelligen. Auch wenn nicht immer alles gerade läuft. Aber dafür sind es ja auch Kinder und Jugendliche. Aber es bleibt ihre ureigene Welt, ihr ganz persönlicher und eigener Erfahrungsraum. Das Thema Ängste wird von einer übereifrigen älteren Generation völlig überzogen, und Unsicherheit ist erst mal nichts Schlimmes. Ich bin mir sicher, dass Jugendliche damit sehr gut umgehen können und dadurch eher ihre Neugier beflügelt wird.

    Ich bin mir auch sicher, dass Eltern einfach nur zu Recht einfordern, dass die Intimsphäre ihrer Kinder geachtet wird. Das was von der GEW BaWü z.B. an Handreichungen dargeboten wird, überschreitet meines Erachtens oftmals deutlich diese Grenze, und zeugt von enormer Empathielosigkeit derjenigen, die unter dem Deckmäntelchen Bildung, Pädagogik, Schule, Toleranz/Akzeptanz die Sexualität von Kindern und Jugendlichen kolonisieren wollen. Der Fragenkatalog auf S. 20 z.B. auf den Du zu Recht hingewiesen hast, kann man nicht mehr verharmlosen. Das sind Methoden die man mindestens als Geständnistechnologien bezeichnen muss. Gegen solche verbalen Offerten, um es mal harmlos auszudrücken, können sich nur wenige Mädchen und Jungen wirksam wehren.

    Jugendliche werden dabei oftmals gezielt verunsichert mit Geschwätz über guten und richtigen Sex und einer raffiniert gestrickten und gerissenen Rhetorik Erwachsener. Der Raum der eigenen Sexualität, in der viele Jugendliche bereits gelingend und emanzipiert unterwegs sind, zerfällt meines Erachtens unter den verbalen Penetrationen. Erste sexuellen Erfahrungen werden in einen öffentlichen Raum gezerrt – enterotisiert pulverisiert. Vertrauen und Offenheit schafft man so nicht.

    Passend dazu übrigens die Farsta Methode. So wird Schule noch mehr zum Angstraum! http://sciencefiles.org/tag/farsta-methode/

    Erschreckend deutlich wird dies auch in dem Beitrag „Politiker reagieren geschockt auf Sexberichte“ auf Genderama.

    P.S.
    Ich finde Deine letzten Beiträge übrigens sehr gut, und machen Mut.

    Liebe Grüße

    Joe

  2. Ich meinte, dass es zwei sehr laute Seiten gibt und die Seite der Vernünftigen – die der Eltern, die sich um ihre Kinder sorgen – in einem lauten Getöse untergeht.

    Es gibt die Leute, die etwas gegen Homosexuelle haben und dies laut kundtun ja wirklich. Genauso gibt es aber auch die, die ständig „homophob“ und „Homo-Hasser!“ brüllen. Das ist aber alles so gewollt. Man will über die Toleranzschiene halt gewisse Dinge durchdrücken.

    Danke für das Lob. 🙂

    Ich hatte gerade die letzte Zeit ein paar Krisen. Da tut sowas dann ganz gut.

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