Heute war ich mal wieder bei meiner Liebsten. Ich war bei meiner Alice! Genauer gesagt: Ich war bei meiner EMMA!
Dort ging es nicht gerade familienfreundlich zu. Es bestätigt die Vorurteile, die man gegen den Feminismus so mit sich herumschleppt: Gedanken wie „Diesen lesbischen Radikalfeministinnen sind Familien völlig egal und sie wirken zerstörerisch auf sie!“ fanden mal wieder ihre Bestätigung.
Auf der s. g. landing page bekam ich das Folgende zu sehen:
Müssen alle Frauen Mütter sein?Nein. Und manche Mütter bereuen es sogar. Das fand eine Israelin heraus und löste damit eine Welle von Reaktionen unter #regrettingmotherhood aus… | Warum ich kein Kind habeWenige Jahre nach ihrer Entscheidung gegen ein Kind schrieb Alice Schwarzer (hier als 22-Jähriges Au-Pair-Mädchen) in EMMA, warum sie sich so entschieden hat. | Leihmutter? Geht gar nicht!Die Den Haager Konferenz (HCCH) erwägt, die Leihmutterschaft international zu legalisieren. Warum Alice Schwarzer einen Appell dagegen unterzeichnet hat. |
Müssen alle Frauen Mütter sein, geht dementsprechend weiter:
Esther Göbel schreibt in EMMA, wie es weitergegangen ist. Außerdem: Nicht-Mutter Antonia Baum ärgert sich über den deutschen Mutter-Kitsch. Und Alice Schwarzer schreibt, warum sie kein Kind bekommen hat.
Was wäre ein Artikel der EMMA, wenn er nicht die Leserschaft mit mindestens einem Namen des ausgemachten Feindes füttern würde?
Und in dem Debattenmagazin The European bezeichnete die Kolumnistin Birgit Kelle die twitter-Kampagne #regrettingmotherhood unter der Überschrift „Werdet endlich erwachsen!“ als „Selbstmitleid in Perfektion.“
Birgit Kelle fragt sich zurecht, was wir denn demnächst noch so alles öffentlich bedauern würden – bei Twitter mit irgendwelchen Hashtags.
Was werden wir als Nächstes öffentlich bedauern in unserem Leben und mit Hashtags versehen im Netz ausdiskutieren, während wir in Selbstmitleid baden? #regrettingfatherhood wäre allein aus Gleichstellungsgründen als Nächstes dran.
Beim Thema #regrettingfatherhood – also das Bedauern der Vaterschaft – kämen allerdings einige Realitäten an den Tag, die die Feministin von heute und auch von gestern, am liebsten für immer mit den Füßen in Beton getaucht im Rhein versenken würde. Viele Väter, die ausschließlich für ihr Kind bezahlen dürfen, ohne es auch nur einmal im Jahr sehen zu dürfen, hätten zu diesem Thema eine ganz eigene Meinung.
Schlimm finde ich es allerdings, wenn Frauen ihr Bedauern in der Öffentlichkeit breit treten und sich in feministischen Kreisen für ihre Ehrlichkeit feiern lassen. Mal sehen, wie sehr sie von ihren Kindern gefeiert werden, wenn sie diese Aussagen irgendwann herausfinden.
Wir leben übrigens in einer Zeit, in der man erahnen kann, was auf einen zukommt, wenn man Elternteil wird. Im Gegensatz zum Mann hat die Frau mehr Kontrolle darüber, ob sie Mutter wird oder nicht. Männer wird oft genug ein Kind untergeschoben. Sei es, dass das Kind von einem anderen Mann ist oder die Frau einen schlicht und einfach verarscht1 hat. Die Mutter meines Sohnes hat mir z. B. gegenüber behauptet, sie sei sterilisiert. (Auch wenn ich unverhofft Vater geworden bin: Ich bin nun alleinerziehend und habe keine Sekunde meiner Vaterschaft bereut.) Eine Frau, die bereut, Mutter geworden zu sein und dies auch noch öffentlich bekundet, zeigt ihre ganze Verantwortungslosigkeit. Es ist vor allem verantwortungslos gegenüber dem Kind.
Der Artikel ist ansonsten dünn. Es geht um die israelische Soziologin Orna Donath, die 23 israelische Mütter zwischen Mitte 20 und Mitte 70 über ihr Verhältnis zu ihrer Mutterschaft befragt hat. Es reicht der EMMA aber, mit diesem Artikel wenigstens die Botschaft überbracht zu haben, dass es völlig in Ordnung ist, die Mutterschaft zu bereuen. Klar, das kann man heutzutage auch überhaupt nicht verhindern…
Wie auf der Startseite, wird im Artikel auf einen alten Artikel von Alice Schwarzer verwiesen, in dem sie darüber spricht, warum sie sich gegen Kinder entschieden hat. In diesem Artikel entwickelt sie wieder einmal das Bild von der Frau als Opfer des Mannes:
Warum ich kein Kind habe
Zu meinen Vorstellungen von Liebe gehörten damals noch ganz selbstverständlich Ehe und Kind. Aber ich wusste auch schon, dass ein Kind sehr schwerwiegende Folgen für mein eigenes Leben haben würde. Meine Angst vor einer ungewollten, unzeitgemäßen Schwangerschaft war groß und in all diesen Jahren war meine Sexualität beherrscht von dieser Angst – verschärft durch die Erfahrung, dass zwei Freundinnen gegen ihren Willen und gezielt geschwängert, geheiratet und so ans Haus gefesselt worden waren.
Natürlich ziehen Kinder schwerwiegende Folgen für das eigene Leben nach sich. Wir können aber über jede Feministin froh sein, die derartig egoistisch wie Alice Schwarzer denkt. Jedes feministisch erzogene Kind hat und bringt eine Menge Probleme mit sich. Es sind also zwei Freundinnen gezielt gegen ihren Willen geschwängert, geheiratet und ans Haus gefesselt worden. Der Täter ist natürlich der Mann und das Opfer dementsprechend die Frau. Mich würde nur interessieren, wie das gezielte schwängern, heiraten und ans Haus fesseln einseitig funktioniert. Es wurde schon damals – 1969 – ein Opferstatus erzeugt, wo keiner ist.
Der Artikel bewegt sich dann auf Frauenzeitschriftsniveau:
In der Frauenbewegung waren auch Mütter. Zwei Frauen, die ich näher kannte, trafen in dieser Zeit die bewusste Entscheidung, Mutter zu werden, trugen die Kinder aus und – gerieten in katastrophale Lagen. Die eine hatte ihr Kind zusammen mit ihrem Mann, mit dem sie seit zehn Jahren ihr Leben teilte, geplant. Er war ein sehr, sehr netter Mann und die Chancen schienen bestens. Zur Fassungslosigkeit aller Freunde hat er sich wenige Monate nach der Niederkunft von ihr getrennt, hat zunächst mit einer anderen Frau zusammengelebt und dann Selbstmord begangen. Sie ist eine erfolgreiche Wissenschaftlerin, aber seither verzweifelt, wird mit dem Kind und ihrem Leben überhaupt nicht fertig. Das Kind hat schwere motorische Störungen, weint viel, ist verschlossen und unglücklich.
Auch hier geht es wieder einmal – wie es für den Feminismus normal ist – nur um das Wohl der Frau. Die Frau wird mit ihrem Leben nicht fertig. Allerdings hat sich hier der Mann umgebracht und das Kind hat motorische Störungen. Wäre es nicht vielleicht auch ein menschlicher Zug, wenn man sich fragen würde, warum sich der Mann umgebracht hat? Dass Selbstmord bei Männern ein unangenehmes Thema für Feministen ist, ist bekannt. Hier wird aber zeitgleich das kranke Kind ausschließlich als Problem dargestellt. Sowas nennt sich dann weibliche Empathie.
Über das Thema Leihmutterschaft habe ich mir bisher nicht viele Gedanken gemacht. Ich denke bei diesem Thema kommen sehr viele moralisch-ethische Aspekte in Betracht. Richtig spannend wird es, wenn die Homoadoption auf Quote durch ist. Die Homoadoption wird bereits gefordert. Wenn Homosexuelle sehen, dass gar keine Kinder für sie zum Adoptieren da sind, wird die Adoption auf Quote sehr schnell gefordert werden. Ich bin zumindest gespannt.
Zumindest hat Alice Schwarzer einen Appell gegen die Leihmutterschaf unterzeichnet.
Was ich aber völlig absurd und daneben finde: Es gibt in Berlin zwei homosexuelle Väter, die ein Kind über eine Leihmutter gezeugt haben. Dieses Kind hat lediglich die beiden Väter (!) im Geburtsregister eingetragen. Das ist krank. Das Kind ist biologisch schon einigermaßen normal auf die Welt gekommen, zumindest wurde es durch eine Frau geboren. Es stehen aber nun nur zwei Väger als Eltern im Register. Biologisch ist das nicht möglich.
Zwei Männer aus Berlin haben allerdings schon einiges erreicht in Richtung Legalisierung der Leihmutterschaft. Homosexuelle Männer sind in Sachen Leihmutterschaft die Avantgarde. Am 10. Dezember 2014 erkannte der Bundesgerichtshof (BGH) eine Gerichtsentscheidung aus Kalifornien an (wo die Leihmutterschaft legal ist), nach der die beiden Männer die „Eltern“ des gekauften Kindes sind. Das Paar hatte mit Hilfe ihres Samens, dem Ei einer unbekannten Frau sowie einer gemieteten „Surrogate mother“ ein Kind produzieren lassen. Das im Mai geborene Baby nahmen sie gleich im Juni mit nach Deutschland. In seinem Geburtsregister existiert keine Mutter, sondern stehen zwei Väter.
So etwas ist also avantgarde. Das ist also die Idee des Fortschritts. Zwei Väter sind auf einmal Eltern, Kinder wechseln einfach so ihr Geschlecht, dennoch bleibt alles beim alten und Kinder werden nach wie vor zweigeschlechtlich gezeugt. Nur das drumherum wird wahnsinnig. Wenn das die Zukunft ist, dann bin ich froh, dass ich schon über 40 Jahre auf dieser Welt wandle, dann sind meine Tage in dieser Zukunft zumindest gezählt.
Über die Leihmutterschaft bei heterosexuellen Paarn muss ich mir allerdings noch Gedanken machen. Ein Paar, dass unbedingt ein Kind möchte und auch die finanziellen Mittel hat…? Die Kommerzialisierung der Schwangerschaft ist allerdings abzulehnen.
Man kann aber auch nicht zu allem eine gefestigte Meinung haben. Eine Diskussion darüber kann man führen.
Letztendlich stelle ich aber fest, dass die EMMA heute sehr kinder- und familienfeindlich war. Es verwundert aber nicht: Ein feministisches Magazin, das familien- und kinderfreundlich ist, hat den Feminismus nicht verstanden.
Dazu passt dann auch ein Gästebucheintrag, der auf der Startseite verlinkt war:
Ulla Weitgasser – 27.06.2015, 08:46
Die Methoden der VäterrechtlerIch hoffe Ihr schreibt bald über die perfiden Methoden der väterrechtler, Tag täglich werden mehr und mehr Frauen die Kinder weggenommen , zur narzisstischen Befriedigung der ach so Liebenden Väter und ex Männer , die gemeinsame Obsorge ist die neue Kette an die Frauen gelegt werden, will eine Mutter das Kind dem oftmals gewalttätigen ex Mann nicht ausliefern heißt es sie sei bindungsintolerant- das sei eine akute Kindeswol Gefährdung- die Kinder landen beim Gewalttäter oder im Heim. Traurig und es gehört dringend geändert
Ja, diese bösen Väterrechtler! Wie kann das überhaupt sein, dass Väter Rechte haben? Vor allem, wo sie doch oftmals gewalttätig sind! Es ist eine reine Epidemie, dass wegen dieser bösen Väterrechtler tagtäglich Frauen die Kinder weggenommen werden!
Jetzt mal im Ernst:
Die Frau hat den Schuss nicht gehört. Es bringen sich immer mehr Männer um, weil ihnen die Kinder durch die Mutter ihrer Kinder, das Jugendamt und das Familiengericht entzogen werden und diese Frau zieht alle Register der feministischen Stammtischargumentation.
Der ganze Kommentar ist an Widerwärtigkeit nicht zu überbieten. Es ist aber logisch, dass die EMMA diesen Kommentar freischaltet, während feminismuskritische Kommentare im virtuellen Papierkorb landen.
Soweit also zu meiner Wahrnehmung der Kinder- und Familienfeindlichkeit von Alice Schwarzer und der EMMA.
1 Es gibt hier keinen besseren Ausdruck als „verarscht“ für diese Dinge.
7 Gedanken zu „„Familienfreundliches“ aus Alice Schwarzers Welt der EMMA“
Ich find das gut. Die meisten Frauen wollen Kinder und so kriegen die mal einen Klarblick über die Feministen.
Und zum zweiten: Darwin scheint recht zu haben. Man sollte die Feministen für den Darwin-Award vorschlegen für die besonders dämlich Art, sich selbst aus dem Genpool zu kicken.
Die meisten Frauen haben bei solchen Themen allerdings auch eine Scheiß-egal-Einstellung. Die Emma hat aber mittlerweile sowieso viel an Glaubwürdigkeit und Einfluss eingebüßt. Alice Schwarzer kann höchstens noch mit provokanten Artikeln auffallen und sich bei Kritik auf die Schulter klopfen, weil sie’s geschafft hat, sich wieder ins Gespräch zu bringen. Problem sind eher die Grünen sowie bestimmte Lobby-Gruppen.
In diesem Fall zeigt Alice Schwarzer aber eine Kinderfeindlichkeit auf, wie sie im Feminismus weit verbreitet ist. Mir geht es darum, zu zeigen, dass es dem Feminismus immer nur um eine kleine Teilmenge der Menschen geht und dabei extrem negativ mit Werten (Familie, Kindern) der Normalbevölkerung umgeht.
Der allgemeine Blick auf den Feminismus und Feministen soll endlich realistischer werden.
„Die Kommerzialisierung der Schwangerschaft ist allerdings abzulehnen“
Du meinst die Ehe?
😉 So weit habe ich gar nicht gedacht…!
Nein, ich meinte eher ganz schlicht, dass ich „Baby gegen Kohle“ widerlich finde.