Eigentlich bin ich ja aus dem Einzugsbereich des Jobcenter Rhein-Siegs weggezogen. Wegen meines Nachsendeantrags habe ich aber gestern einen Fragebogen des Jobcenters bezüglich der Situation alleinerziehender Frauen und Männer bekommen. Ich dachte ja tatsächlich, dass sich die Herrschaften geirrt haben, das auch ich den Fragebogen bekomme.
Aber nein: Da steht tatsächlich auch „Männer“.
Nun gut, mir stößt dieser Fragebogen extrem übel auf. Bei mir hatte das Jobcenter Rhein-Sieg nämlich nie etwas Besseres zu tun, als mir mit Sanktionen zu drohen, mir Termine zu geben, die ich mangels Kinderbetreuung nicht einhalten konnte (Sanktionierungsgrundschaffung?) und zu versuchen, mich in 1-Euro-Jobs und widersinnige Maßnahmen zu stecken.
Mir wurde sogar einmal wortwörtlich gesagt, ich solle meinen 400-Euro-Job aufgeben, damit ich an einer privaten Jobvermittlung teilnehmen könne, nur um der Statistik einen positiven Kick geben zu können. Den Jobcentern kommt es nämlich nur auf die Erfüllung von Statistiken und Zielvorgaben an. Daher werden auch so viele Menschen sanktioniert, damit auch die finanziellen Zahlen stimmen.
Oh, bin wieder falsch abgebogen. Ich wollte mich ja über diesen Fragebogen ärgern, den ich fast schon als Unverschämtheit nach meinen Erfahrungen mit dem Jobcenter empfinde.
Nachdem ich also monatlich mit Sanktionen bedroht worden bin, von denen ich einige durch Widerspruch usw. Niederschmettern lassen musste, in blödsinnige 1-Euro-Jobs und nichtstuende private Jobvermittlungen gezwungen worden bin und es den Sachbearbeitern sch…egal war, dass ich als alleinerziehender Vater massive Probleme auf dem Arbeitsmarkt habe, musste ich mir noch anhören „dass der Steuerzahler bald keine Lust mehr hätte, für meinen Lebensunterhalt zu bezahlen„.
(Nebenbei: Das Jobcenter hat sich illegalerweise am Einkommen meines Sohnes bedient, der mir z. T. neben seinem Lebensunterhalt auch meinen finanziert hat.)
Nun bekomme ich also ein Schreiben, in dem davon geheuchelt wird, dass man Alleinerziehenden doch gezieltere Hilfen den Wiedereinstieg ins Berufsleben ermöglichen will. In diesem Fragebogen werden massig Sachen abgefragt, die dem Jobcenter eigentlich durch Aktenlage von jedem einzelnen Alleinerziehenden bekannt sein dürften. Ich nehme an, man hatte das Bedürfnis noch einmal das Geld, das man eigentlich Alleinerziehenden zur Verfügung stellen könnte, richtig zum Fenster hinauszuwerfen. (Es wurde nämlich extra ein Unternehmen mit dieser Umfrage betreut; Sachbearbeiter können anscheinend keine Akten selbst lesen.)
Aber vielleicht habe ich ja nur Pech, dass ich als alleinerziehender Mann doppelt diskriminiert werde. Einmal als Alleinerziehender und vor allem als Mann. Es ging ja die letzte Zeit durch die Presse, dass Männer von den Jobcentern eher mit Sanktionen bedacht werden als Frauen. Es gibt vielleicht auch Programme für Jobwiedereinsteiger. Diese richten sich aber allesamt ausschließlich an Frauen.
Genau wegen dieser Diskriminierungen empfinde ich dieses Schreiben, dass man sich doch besser um die Belange der Alleinerziehenden kümmern möchte, als blanken Hohn. Es ist auch kein Schritt in die richtige Richtung. Es ist eine Alibianfrage, die nur Geld und Arbeitskraft verschlingt, um der Öffentlichkeit weis zu machen, man habe sich dieses Problems angenommen. Ein richtiger Schritt wäre es, das Bild des Alg-II-Empfängers in der Öffentlichkeit richtig zu rücken, einen Mindestlohn einzuführen und auch gerechte Chancen für Männer im Tezilzeitarbeitsmarkt zu schaffen.
Während Google, Apple & Co. so gut wie keine Steuern zahlen, hackt man lieber auf den seltenen Fällen des Sozialbetrugs ganz weniger Alg-II-Empfänger herum. Bei Google, Apple & Co. sind es Milliarden, die dem Staat durch die Lappen gehen. Beim Alg-II-Empfänger, der evtl. einmal unehrlich ist, um wenigstens einmal kurz „normal“ Leben zu können, geht es um einen Betrag, der zu vernachlässigen ist. (Zumal ja auch so viel sanktioniert wird, dass die Fälle des Sozialbetrugs sowieso ein lächerliches Gewicht haben dürften.)
Aber lustig ist, dass in diesem Fragebogen gefragt wird, ob man „Sozial- und Schuldnerberatungen“ kennt. Denen ist also klar, dass das Geld für Alleinerziehende, die im Regelbezug leben, vorne und hinten nicht reicht. Vor allem nicht, wenn man sein Kind einigermaßen an Kultur und Bildung teilhaben lassen möchte. Bildungspaket? Schonmal Musikunterricht von 15 € im Monat bezahlt? Schonmal einen Kampfsportverein von 15 € im Monat bezahlt? Es ist zum Kotzen.
Ich als Mann komme ja mit gewissen Dingen im Leben klar; wie aber soll ein Kind damit klar kommen, dass kein Geld für Freizeit und Bildung da ist? Gesunde Ernährung? Ich lach mich tot.
Mein offener Brief an Frau von der Leyen und Frau Schröder ist ja auch unerhört in den weiten des Webs untergegangen.
Und was mir gerade einfällt, diverse Anträge von mir sind tlw. bis zu meinem Umzug verschleppt worden und einige warten noch auf Bearbeitung. Die, denen stattgegeben wurden, wurden wohl durch meinen Umzug in der Stattgebung begünstigt. Man war wohl froh, mich los zu sein. Denn ich habe mir nicht alles gefallen gelassen. (Was übrigens eine Taktik ist: Möglichst vielen zu wenig Geld auszahlen, es widerspricht ja nur eine Minderheit. Ergo: Geld gespart.)
So geht man nämlich eigentlich mit alleinerziehenden Vätern um: Man versucht sie durch extrem unsoziales Verhalten aus dem Zuständigkeitsbereich zu vertreiben. Dann geht auch schonmal ein Umzugsantrag schneller durch. 😛