„Bloßstellende Bildaufnahmen“ – eine kleine Presseschau

Nachdem ich mich im Artikel Was sind „bloßstellende Bildaufnahmen“? kritisch zum neuen Gesetzentwurf von Heiko Maas geäußert habe, hat mich FX in den Kommentaren fleißig mit interessanten Links bedacht. Weitere habe ich ich während meiner gestrigen Mittagspause – 😉 – entdeckt und möchte Euch die Links von FX und mir nicht vorenthalten.

Im Perlentaucher gab es das Essay „Fesselt Euch nicht“. Dort schreibt Ina Hartwig u. a.

„Wir streiten über einen sittlichen Rigorismus, der zwischen Kinderpornographie und legalen Abbildungen nackter Kinder nicht mehr unterscheiden will.“

Weiter geht es mit:

„Sollte sich dieser Rigorismus bei uns durchsetzen, und das ist zu befürchten, denn er manifestiert sich gerade parteiübergreifend, dann stehen uns finstere Zeiten bevor.“

In meinem Artikel habe ich ja bereits Ähnliches festgestellt:

„Natürlich bin ich gegen Kinderpornografie und gegen Kindesmissbrauch. Wem aber ist mit einem Verbot von einfachen Nacktbildern, die sowieso schon unter dem Schutz von Persönlichkeitsrechten stehen, geholfen? Es öffnet nur die Tore zu weiterer Zensur. Ich weiß, dass das hier wieder kontrovers aufgenommen wird. In ein paar Jahren werdet ihr mir allerdings Recht geben müssen.“

Ina Hartwig erinnert sich an eine lockerere Zeit, als Nacktheit noch das war, was sie ist: Sie ist natürlich.

„Ich erinnere mich jedenfalls an eine glückliche Zeit, als Nacktheit unter Kindern und innerhalb der Familie normal war.“

Ihr fällt auf, dass gerade jetzt bei diesem Thema nur die Leute, die nichts von dem Thema verstehen, zu Wort kommen:

„Und ausgerechnet jetzt, wo alle möglichen Leute, die nichts davon verstehen, über Bilder schwadronieren, schweigen die Experten.“

Dass nur die Leute zu Wort kommen, die ohne Ahnung geradewegs vom Stammtisch kommen und über den bösen Kindesmissbrauch „schwadronieren“ hat ja Methode. Es ist so gewollt. Sucht man oft nicht die Zustimmung des Volkes und entscheidet Dinge im Bundestag klammheimlich nach Mitternacht, werden bei einigen Themen populistische Geschütze aufgefahren. Wer ist nicht gegen Kindesmissbrauch? Kindesmissbrauch ist aber eigentlich gar nicht der Anstoß zur Debatte. Der Anstoß ist perfide unter dem Begriff „Kindesmissbrauch“ versteckt.

Das Essay ist gut, ist mir allerdings zu sehr auf Pädophilie bezogen. Die Dinge, die  härter bestraft werden sollen, stehen schon ausreichend unter gesetzlichem Schutz. Die Verschärfung und die schwammige Formulierung des neuen Gesetzes öffnet ganz neue staatliche Mittel und Wege mit unliebsamen Dingen umzugehen.

Es gab auch zwei Artikel bei Telepolis:

Kinderschutz als Vorwand für Politikerschutz? zeigt weitere Gefahren des neuen Gesetzentwurfes auf:

 „Der neue Gesetzentwurf von Justizminister Heiko Maas ist so unbestimmt, dass er sich sogar gegen Filmaufnahmen von Holocaustopfern richten könnte“

Es wird Platz für eine beliebige Zensur unliebsame Bilder geschaffen. Gerade diese Gefahr sehe ich auch. Es geht um demokratische Grundrechte. Kinderpornografische Bilder sind bereits ausreichend abgedeckt. Die Frage ist ja schließlich auch: Wie kommen ungewollte Bilder von Kindern zustande? Von meinem Sohn gibt es keine. Wenn Urlaubsbilder „Wichsvorlagen“ darstellen, dann müssen wir auch Bilder von Frauen in Burkas verbieten. Es gibt bestimmt Menschen, die solche Bilder sexuell stimulierend finden. Außerdem: Onanie ist nicht strafbar.

Es geht um etwas ganz anderes. Ich sprach es ja schon an: Vorratsdatenspeicherung, dieses neue Gesetz, Bildungspläne – das alles führt uns nicht zu mehr Toleranz. Es führt uns alles in eine dunkle Welt der Zensur.

„Die Methode, in einem Gesetzentwurf mehrere unterschiedliche Sachverhalte zu regeln, um fragwürdige im Windschatten von populären Änderungen vorzunehmen, nennt man „Paperclipping“. Ein aktuelles Beispiel dafür ist der Gesetzentwurf, den Bundesjustizminister Heiko Maas am Wochenende an die Ressorts weitergeleitet hat.“

In meinem Artikel habe ich es ja auch angedeutet: Über das Thema „Kinderpornografie“ sollen uns weitere Verschärfungen untergeschoben werden.

„Für Normalbürger ist die Regelung nämlich überflüssig. Die sind bereits durch das Persönlichkeitsrecht geschützt und können solche Fotos teuer abmahnen und über einstweilige Verfügungen verbieten lassen. Eine wirkliche Änderung der Rechtslage ergibt sich lediglich für Prominente…“

Diesen Aspekt habe ich bisher noch nicht gesehen. Da Politiker aber mehr oder weniger Prominente sind, könnte es sich tatsächlich um einen untergeschobenen Politikerschutz handeln.

„Konsequent zu Ende gedacht könnten Holocaustleugner mit der Vorschrift sogar die Filmaufnahmen von bis zum Skelett abgemagerten Leichen verbieten, die 1945 in Deutschland entstanden, und dabei argumentieren, sie würde ja im Sinne des Gesetzes und nur mit Rücksicht auf die Opfer handeln.“

Ja, auch hier kommt die beliebige Zensur unliebsamer Bilder zu Wort.

Ebenfalls Telepolis:
„Verschärfte Regelungen bei Kinderpornografie“

„Kinderschutz als Vorwand für Politikerschutz?“

Das wäre ganz schön fies: Man nutzt den Skandal um Edathy, um einen Politikerschutz zu etablieren, der vor weiteren Skandalen schützt. Dem System ist nichts zu pervers.

„Das sind saftige Strafen, die Ergänzung würde eine Ausweitung der Kinderpornografie bedeuten, die Auslegung dessen, ob „eine unnatürlich geschlechtsbetonte Körperhaltung“ vorliegt, dürfte gelinde gesagt nicht immer einfach und unumstritten sein.“

Ja, hier kommen wir halt zur Frage: „Was sind bloßstellende Bildaufnahmen?“ Diese Frage wird dann wohl durch Gerichte entschieden werden müssen, die durch massenhaft Eilverfahren durch Menschen überzogen werden, die sich „bloßgestellt“ fühlen. Skandale und  Wahrheiten werden gesetzlich platt gemacht. Herzlichen Glückwunsch!

Aus einem Kommentar an anderer Stelle wird angemahnt:

„In „Madita“ sind desöfteren zwei Mädchen unter zehn Jahren splitterfasernackt zu sehen, sie hüpfen durchs Haus und toben auf ihren Betten – also Dinge, die Kinder nun mal tun. Wir besitzen diese DVD. Würde das Gesetz nach den aktuellen Forderungen verschärft, müssten wir die Aufnahme vernichten oder bei der Polizei abgeben. Ein medialer Bestandteil meiner Kindheit würde für immer vernichtet.“

Hier wird deutlich, dass auch Kunst, Kultur – hier Literatur und Film – gefährdet sind. Es gab Zeiten, da wurde Kunst über den Begriff „entartete Kunst“ platt gemacht. Jetzt wird es anscheinend über den Begriff „bloßstellende Bildaufnahmen“ versucht.

„Für den Hamburger Kriminologie-Professor Sebastian Scheerer ist die Vagheit des Gesetzsentwurfes nicht der einzige Kritikpunkt. … Er hält eine Verschärfung der Gesetze nicht für unbedingt hilfreich, weil er befürchtet, dass damit Pädophile nicht mehr wagten, sich an Hilfeeinrichtungen zu wenden. „Wenn Sie einfach Druck ausüben auf Menschen und ihnen keinen Ausweg geben, dann können unvorhergesehene Dinge passieren.“

Pädophilie wird nicht durch Bilder ausgelöst. So schlimm es auch kingen mag: Vielleicht sind – für den sexuell normal geprägten – harmlose Urlaubsbilder von nackten Kindern auch ein gewisser Schutz für Kinder, damit sich dieser Anblick nicht mit Gewalt beschafft werden muss? Ja, klingt zunächst einmal kontrovers. Aber ein Freund sagte letztens treffend: „Vielleicht sind solche Bilder ja auch für Pädophile das, was Methadon für Heroinabhängige ist?“ Es soll auch Menschen geben, die Menschen in Gummistiefeln sexuell erregend finden. Müssen wir jetzt Bilder von Menschen in Gummistiefeln verbieten?

Abschließend:

„Viele Experten verstummen aus Angst vor dem Verlust beruflicher und privater Reputation, vor öffentlichen und vor medialen Vorwürfen, man nehme das Leid der Opfer nicht ernst oder wolle Täter schützen. Mit diesem Schweigen wird der erregte Diskurs über Sexualdelikte immer mächtiger.“

Ich habe es ja auch mehrfach angemerkt: Hier wird ganz geschickt mit dem Begriff der Kinderpornographie gearbeitet. Bei den Bildungsplänen wird die Toleranz gegenüber Homosexuellen vorgeschoben, um eine Ideologie über staatliche Gewalt zu vermitteln. Hier ist es halt die Kinderpornografie. Dabei liegen die Hauptgefahren für Kinder ganz woanders.

Auch die Linke meldet sich über Halina Wawzyniak über Vorschlag von Heiko Maas ist überzogen zu Wort:

„„Schon der Begriff einer solchen Aufnahme ist juristisch nicht eindeutig zu definieren. Es entsteht Rechtsunsicherheit. Die Verbreitung von kinder- und jugendpornografischen Schriften ist bereits strafbar. Da Schriften auch Ton- und Bildträger, Datenspeicher, Abbildungen und andere Darstellungen umfassen, ist eine Strafbarkeit gegeben, wenn Live-Darbietungen kinderpornografischer Art angeboten werden. Soweit mit dem Gesetzentwurf der Besitz von Bildern nackter Kinder unter Strafe gestellt werden soll, ist dies überzogen. Die Kunst- und Wissenschaftsfreiheit droht eingeschränkt zu werden. Damit ist niemandem gedient.“

Die Linke drückt es wieder klar und deutlich aus. Ich sollte mich mehr mit der Linken beschäftigen. 😀 Hier wird zum Glück endlich die Gefahr für die Wissenschaftsfreiheit – für die Wissenschaft allgemein – angesprochen. Ich habe es gestern kurz mit dem Zitat von Max Frisch angesprochen:

[perfect_quotes id=“5408″]

„…Zu begrüßen ist, dass das Justizministerium das Präventionsprojekt ‚Kein Täter werden‘ unterstützen wird. Prävention ist das beste Mittel um sexualisierte Gewalt an Kindern zu verhindern.“

Was mich hier allerdings wieder stört, dass auch hier wieder der Mann als Täter in Spiel kommt. Es geht doch eigentlich gar nicht um Kinderpornographie. Kinder sind viel mehr von häuslicher Gewalt betroffen als von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch. Es sterben viel, viel mehr Kinder durch Gewalt im häuslichen Umfeld, als dass sie missbraucht werden. An der Gewalt an Kindern sind übrigens zu nicht unerheblichem Teil Frauen beteiligt. Frauen dürfen aber nicht als Täterin überhaupt in Frage kommen. Das widerspricht der vorherrschenden feministischen Ideologie.

Noch was Linkes:
Neues Deutschland
„Gehen Maas‘ Pläne zu weit?“

„27 Strafrechtler, Kriminologen und Psychiater warnen in einer Stellungnahme an den Bundestag vor weiteren Verschärfungen des Strafrechts. Dagegen kündigte der Koalitionspartner CDU an, genau zu prüfen, ob die Vorschläge auch weit genug gehen.“

Da sind sie! Die, die so wenig zu Wort kommen! Es sollten einmal die Therapeuten von Pädophilen zu Wort kommen. Dann würde ganz schnell deutlich werden, dass dieses Gesetz nichts zum Schutz der Kinder beiträgt. Es trägt eher zum Schutz vor unliebsamen Meinungen bei.

Hier kommt erneut der Hamburger Kriminologie-Professor Sebastian Scheerer zu Wort:

»Posing«-Bilder könnten außerdem ein Ventil für Pädophile sein. »Wenn Sie einfach Druck ausüben auf Menschen und ihnen keinen Ausweg geben, dann können unvorhergesehene Dinge passieren.«

Ich habe es eben oben schon mutig angedeutet, als ich von Methadon sprach. Manchmal braucht man eben keine Professur, um den Kern zu treffen.

„Etwa 60 Prozent der Täter sind Schätzungen zufolge nicht pädophil. Es handelt sich um Männer – und Frauen -, die zum Beispiel ihre Komplexe an Kindern ausleben wollen.“

Nehmen wir jetzt die Gesamtzahl der Straftaten gegenüber Kindern, ziehen die 60 {6c79e98453dbf2f5858ae679dab39f6c5ae7a5960e099204cbf24652808b0c3c} der Nicht-Pädophilen ab und schon ergibt sich ein ganz anderes Bild:

Die meisten Straftäter in diesem Bereich stimulieren sich eben nicht über solche Bilder. Außerdem sind Bilder kein Auslöser für Pädophilie, sondern eher ein Ventil, um eben nicht strafbar zu werden. Es geht also um etwas anderes. Es wird halt nur falsch verpackt, um die Masse zu täuschen.

Was ich mich jetzt allerdings frage: Durch die Bildungspläne werden unsere Kinder frühzeitig in ideologischerweise sexualisiert und auf der anderen Seite wird das Bild erweckt, man wolle sie schützen. Ist Sexualität nur noch von staatlicher Seite geduldet, wenn sie einer feministischen Ideologie entspricht? Aber auch ich tappe jetzt hier in die „Sexfalle“ – geht es doch um so viel mehr…

 

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