Der Lesch und der unwissenschaftliche Klimawandel
Man hat mir Harald-Lesch-Videos zum Klimawandel aufgenötigt. Den Lesch fand ich mal gut. Diese Videos aber sind katastrophal.
Schauen wir doch einmal.
Der Klimawandel ist allgegenwärtig. Dass die Welt von jeher einem ständigen Klimawandel unterworfen ist, spielt dabei keine Rolle. Dass mögliche menschengemachte Veränderungen am Klima in der Hauptsache nicht in unserem direkten Einflussbereich stattfinden, ebenso wenig.
Schlimm wird es allerdings, wenn sich TV-Professoren mit einem ursprünglich anderen Fachgebiet als arrogante Prediger darstellen. Lesch „glänzt“ mittlerweile in seinen TV-Schnipseln als schlechter Schauspieler und vergisst dabei, Belege für seinen Aussagen mit sich zu schleppen. Das wäre unnötiger Ballast, wenn es doch um die Übermittlung der ideologischen Botschaft des Klimawandels geht. Da verzichtet der Herr Professor auch einmal auf ein Fundament für seine Aussagen.
Video: „Der Klimawandel schlägt zu“
In diesem Video mischt er lustig linke Kritik an der Wirtschaftspoliitik und startet mit einem unschlagbaren Betroffenheitsgesicht, das in seiner Unerträglichkeit beispiellos ist.
Welche Bedeutung diese „400 Teilchen pro Million“ haben, erläutert er nicht. Da Zahl klingt auch zu schön. „400 Teilchen pro Million“ klingt nach einer Menge Holz (rhetorisch ist die „Million“ enthalten!) und führt dementsprechend zu einem Betroffenheitsgesicht.
(…) Since 1958, the Mauna Loa Observatory has been gathering data on how much carbon dioxide is in the atmosphere. Carbon dioxide has increased by about 24 percent since the beginning of this record.(…)
Seit 1958 beobachtet man diese Zahlen, die Konzentration hat sich um 24 {6c79e98453dbf2f5858ae679dab39f6c5ae7a5960e099204cbf24652808b0c3c} seitdem gesteigert, die Temperatur ist zwischen 1880 und 2012 um 0,85 °C global im Mittel gestiegen. Wie sehr das eine mit dem anderen zusammenhängt, verschweigt uns Lesch.
(…) Zwischen 1880 und 2012, seit es genügend unabhängig produzierte Datenreihen gibt, um einen globalen mittelwert zu bilden, hat sich die globale Mitteltemperatur um 0,85 °C erhöht. Dabei hat das Tempo der Erwärmung deutlich zugenommen. Allein zwischen 1951 und 2012 betrug die Erwärmung 0,72 °C. Würde man den Temperaturtrend der letzten 25 Jahre von 0,177 °C pro Jahrzehnt auf 100 Jahre hochrechnen, so käme man auf eine Erwärmung um fast 1,8 °C, (…)
Er kritisiert den wirtschaftlichen Wachstum der Gesellschaft, partizipiert aber nicht allzu schlecht daran. Die Ökobilanz des Herrn Professors wird schlechter sein als die meine. Das ständige Streben nach Wachstum ist tatsächlich eher schlecht, die Kritik eines Fernsehprofessors aber wirkt „etwas doppelmoralisch“.
Zum Kohlendioxid gibt es unterschiedliche Ansichten
(…) Die Realität: CO2-Rückgang seit 600 Millionen Jahren
Ein völlig anderes Bild zeichnet dagegen Prof. Wolfgang H. Berger von der University of California San Diego in einem auf der Homepage der Universität angebotenen Online-Kurs [CALU], Bild 3. Demnach lag der CO2-Gehalt der Erdatmosphäre vor etwa 500-600 Millionen Jahren bis zu 20mal höher als in den letzten paar Jahrhunderten vor der industriellen Revolution. Im Laufe der Zeit gab es dabei auch teils erhebliche Schwankungen. So begann der CO2-Gehalt vor etwa 450 Millionen Jahren erheblich abzusinken, bevor er vor rund 250 Millionen Jahren erneut auf etwa den fünffachen heutigen Wert anstieg. Seither nimmt er – wenn auch mit einer Reihe von Schwankungen – im Prinzip kontinuierlich ab. Heute haben wir die seit 500-600 Millionen Jahren nahezu niedrigsten CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre. Würde man der obigen „Fieber“-Argumentation folgen, dann hätte die Erde vor Jahrmillionen fast schon kochen müssen. So sprach der Schweizer Professor und IPCC-Berichts-Chef Thomas Stocker in einem Interview mit der Weltwoche am 11. 4. 2013 von einem Temperaturanstieg von 2 bis 4,5 °C pro Verdopplung des vorindustriellen CO2-Gehalts von 280 ppm [STOC]. Zahllose Fossilien belegen jedoch, dass sich die Tier- und Pflanzenwelt früherer Zeiten trotz eines um bis zu 2000 {6c79e98453dbf2f5858ae679dab39f6c5ae7a5960e099204cbf24652808b0c3c} höheren CO2-Gehalts im Groβen und Ganzen bester Lebensbedingungen erfreute. (…)
Lesch sagt dazu:
…und was Kohlendioxid in der Atmosphare bedeutet, das wissen alle, die wissen, was Kohlendioxid in der Atmosphäre bedeutet. Genau! Und die anderen, die wollen’s ja nicht wissen, die wollen’s ja nicht wissen. …
Nur Helge Schneider hat es poetischer formuliert, als er sagte
Eine Rose ist eine Rose, ist eine Rose.
In Wirklichkeit war es aber nicht Helge Schneider, sondern Gertrude Stein. Die schrieb nämlich einst ein Gedicht.
Über den Treibhauseffekt will er gar nicht reden, er möchte lieber einfach Nachrichten weiterreichen. Warum geht es aber, wenn nicht um den Treibhauseffekt? Wissenschaftlich ist dieser Umgang mit dem Thema nicht. Das erwärmte Mittelmeer ist
„…schuld an häufigeren Starkregen und Jahrhunderthochwassern in Mitteleuropa.“
Ein Jahrhunderhochwasser kommt generell eigentlich nur einmal in einem Jahrhundert vor. Aufgrund der Werte können allerdings mehrere Hochwasser als Jahrhunderthochwasser gewertet werden. Grundsätzlich gibt es allerdings nur eins pro Jahrhundert.
Lesch spielt hier mit dem subjektiven Wetterempfinden der Menschen. Aktuelles Wetter hat zunächst aber nichts mit dem Klima zu tun. Klima ist globaler – sowohl zeitlich als auch örtlich. Da kann er in der Stimme dramatisch heruntergehen, wie er will. Solange er nicht mit Belegen bezüglich des Klimas kommt, sollte man ihn als Populisten ansehen. Seine Rhetorik gibt es zumindest her.
Von europäischen „Jahrhunderthochwassern“ zu den „Super-Taifunen“
„Dass es schon jetzt mehr Super-Taifune gibt.“
Die Liste der heftigsten „Typhoons“ bestätigt das nicht so richtig. Diese Aussage wirkt erneut populistisch.
Das ist jetzt nicht so richtig stichfest. Nochmal zu den Niederschlagsrekorden:
Niederschlagsrekorde stellt man sich auch anders vor. Von meinem persönlichen Empfinden her gab es kein schlimmeres Jahr als dieses. Aber auch hier darf man sich nicht von der Subjektivität ablenken lassen. Wenn man über den Klimawandel spricht, kommt man sowieso in Zeitintervalle, die sich der Subjektivität entheben.
Sehr wissenschaftlich ist der Herr Professo also nichtr. Aber er vergräbt ja auch etwas unter ewigem Eis. Und damit sind wir in Grönland:
Das Klima von Grönland ist ohnehin interessant
(…) In Grönland herrscht polares und subpolares Klima, das an der Westküste durch den Grönlandstrom gemildert wird, den hier der Nordatlantische Strom und der Golfstrom mit relativ warmem Wasser versorgen. Rund 100 km von der Küste entfernt ist das Klima deutlich kontinental geprägt, ähnlich dem Klima Sibiriens oder Mittelalaskas. Ein Beispiel hierfür ist die Stadt Kangerlussuaq (Søndre Strømfjord). Die Küstenstreifen, an der Westküste bis 150 km breit, und alle vorgelagerten Inseln sind eisfrei und haben Tundrenvegetation, die nach Norden hin stark abnimmt. In Nordgrönland überschreitet die Lufttemperatur im Sommer kaum 0 °C. (…)
Der TV-Professor soll also nicht so tun, als sei grönländische Eisfreiheit etwas allzu besonderes. Hier spielt er mit europäischen Vorurteilen über das Klima Grönlands.
(…) In den Bohrkernen von Material unter dem mehr als 2000 Meter dicken Eis wurden DNA-Spuren von Kiefern, Eiben und Erlen sowie von Schmetterlingen und anderen Insekten gefunden, die ein Alter zwischen 450.000 und 800.000 Jahren aufzuweisen scheinen, wegen Messunsicherheiten aber auch nur etwa 120.000 Jahre alt sein könnten. Die Forscher um Martin Sharp (University of Alberta, Kanada) vermuten daher, dass Grönland vor der Vergletscherung während der Riß-Kaltzeit ein „grünes Land“ mit deutlich wärmerem Klima als heute war. (…)
Das Video ist zuende und ich fühle mich nun, als wäre ich bei Tante Emmi zum Kaffeeklatsch gewesen. Dort wird auch nicht anders gesprochen.
Klimawandel ja, TV-Popuslismus nein
„Weil es so schön warm geworden ist.“
Ist eine eine blödsinnige Aussage zum Schluss. Man spricht von ca. 1°-Erwärmung im weltweiten Mittel. Wieviel bekommt der einzelne wohl davon zu spüren?
„Der Klimawandel ist da.“
Das ist die weitere Aussage ohne Wert. Die Welt war und ist von ständigem Klimawandel betroffen. Auch diese Aussage ist nichtssagend.
Den Klimawandel gibt es. Das ist sicher. Inwiedern er menschengemacht ist und was man gegen eventuelle negative Auswirkungen tun kann, sollte man sinnvoll diskutieren. Man sollte es ohne Populismus, gestützt auf nicht Ideologie basierende Informationen, diskutieren.
Klimaabkommen nutzen ohehin nichts, wenn sie nicht weltweit verpflichtend gestaltet werden. Daher ist der ein oder andere Ausstieg aus einem solchen Abkommen irrelevant.
Harald Lesch: Der Klimawandel [ZDF]
Dieses Video will ich nicht komplett nochmal sehen. Es ist allerdings bezeichnend, dass er am Anfang etwas über die s. g. „Filterblasen“ der User erzählt, was man auch komplett auf die andere Seite umdrehen könnte. Gerade in meinem Umfeld aber ist man bemüht, sich um Fakten und Belege zu kümmern.
Es ist doch viel schlimmer, dass die Informationsbeschaffung fernab von der gewünschten Meinung sich als immer schwieriger gestaltet. Herr Lesch ist Teil des Systems der gewünschten Meinung. Daher auch die Kritik am User.
Grundsätzlich spricht er aber über das öffentlich-rechtliche TV und die Standardmedien.
Aber immerhin: Hier unterscheidet er zwischen Klima und Wetter. Dennoch argumentiert er auch in diesem Video mit subjektiven Empfindungen und losgelöst von Fakten.
Am Ende wird es aber deutlich, worum es geht:
Es geht um die Merkelsche Klimawende.